Kennst du das Gefühl, ein falsches Leben zu leben?
So als wäre das alles hier nie für dich bestimmt gewesen.
So als stündest du auf dieser Welt, in deinem einzigen Leben, und dennoch kannst du spüren, wie da eine unsichtbare Wand ist, die dich von deinem richtigen Leben trennt. Du weißt, dass es da ist, denn manchmal spricht es zu dir. Manchmal kannst du es fühlen, ganz nah.
Manchmal fühlst du es in der Ferne, aber du weißt, dass es da ist.
Auf der anderen Seite, ganz still und leise, und wartet geduldig auf dich. Auch dann weißt du genau, dass ihr zusammengehört.
Dass ihr immer füreinander bestimmt wart.
Ich höre mein richtiges Leben zu mir sprechen. Laut, schnell, fordernd. Es hat zu lange schon gewartet. Das Leben, wovon ich immer geträumt habe. In manchen Momenten kann ich einen winzigen Teil dieses Traums greifen. Und doch stecke ich in einem ganz anderen Universum fest. Weiß nicht, wie ich zur anderen Seite kommen soll.
Kann man alles fallen lassen für etwas, was man selbst nicht sehen, nicht ganz verstehen kann?
Wie erklärt man sich im Umfeld, im Job, in der Familie?
Was, wenn das richtige Leben bald auch nur gewöhnlich ist? Was, wenn das Leben, was da ruft, nur in einzelnen Momenten gelebt werden will?
Wann ist ein Traum nur ein Traum?
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – was passiert, wenn der Zauber im Alltäglichen verschwindet?
Vielleicht liegt die Magie genau darin, nicht das Leben zu haben, von dem wir träumen. Sondern im Traum selbst. In den Momenten, in denen wir das richtige Leben haben, und von etwas anderem, nur selten greifbarem, träumen.
Und doch fühlen wir uns gefangen. Im Käfig der Entscheidungen, die wir vor einiger Zeit getroffen haben – manche unüberlegt, manche zu überlegt. In einem sehr schönen Käfig. Und das macht es so schwer, auszubrechen. Aber Passion gibt es hier nicht. Die ganz großen Emotionen, die rufen von woanders. Aber es hört sie niemand sonst, außer mir.
Deshalb liegt es am Ende in meiner Hand allein, die Gitterstäbe auseinander zu ziehen und etwas Größeres zu begrüßen. Etwas Neues. Während ich meine Finger um die Eisenstangen lege, flüstert eine andere Stimme ganz nah:
Wozu das Ganze? Was möchtest du wirklich opfern – für einen Traum?